Menschen brauchen Nahrung zum Leben. Auf der anderen Seite ist die Ernährung für eine Vielzahl von Erkrankungen verantwortlich. Zum Beispiel spielt die Ernährung bei Diabetes und anderen Stoffwechselstörungen aber auch bei Krebsleiden eine nachgewiesen wichtige Rolle. Sogar die Empfindung von chronischen Schmerzen wird aktiv von der Ernährung beeinflusst.

Warum ist das so? In einer großen Studie aus England wurden letztes Jahr über 1000 Zwillingspaare und gesunde Probanden im Rahmen einer Ernährungsstudie untersucht. Gemessen wurden die Spiegel von Blutzucker, Blutfetten und Insulin nach den gleichen Mahlzeiten. Das Ergebnis war erstaunlich: wichtiger als die Inhaltsstoffe im Essen war das Mikrobiom der Probanden, das heißt die Darmflora. Genetische Faktoren waren weniger wichtig als erwartet. In einem zweiten Schritt wurden mit künstlicher Intelligenz versehene Algorithmen (also komplexe mathematische Formeln) entwickelt, welche das individuelle Ansprechen auf bestimmte Mahlzeiten relativ gut voraussagen konnte.

In einer anderen Studie wurde der Einfluss von Ernährung auf das Schmerzempfinden untersucht. Auch hier gab es sehr interessante Ergebnisse: Lebensmittel, reich an gesättigten Fettsäuren und Kohlenhydraten, hatten zwar einen positiven Einfluss auf akute, sogenannte nocizeptive Schmerzen. Allerdings verstärken sich darunter chronische, bewegungsabhängige und entzündliche Schmerzen wie sie z.B. bei Rheuma, Arthrose oder Fibromyalgie vorkommen.

Das bedeutet folgendes: Kohlenhydrate und fettreiche Kost können kurzfristig Schmerzen senken, z.B. ein Lutscher bei einem Kind, das sich wehgetan hat. Übrigens wird bei Frühgeborenen auch Glukose als Schmerzmittel eingesetzt. Viele Kohlenhydrate und Fette haben aber bei bestimmten Menschen einen klar negativen Einfluss auf chronische Schmerzen und sollten deshalb vermieden werden.  In der Studie konnte kohlenhydratarmes Essen, reich an Omega3 Fettsäuren, diese Schmerzen wiederum reduzieren.

Durch dieses Wissen kann in Zukunft die Ernährung viel besser individuell abgestimmt werden, z.B. indem man Bilder von dem Essen oder einen QR-Code auf der Speisekarte im Restaurant über eine App hochlädt und schaut, was am besten passt. Dazu gehört aber auch, dass man sich in Zukunft sein Mikrobiom und metabolische und genetische Faktoren im Blut analysieren lässt, was nicht unbedingt von den Krankenkassen übernommen wird. Sehr wahrscheinlich kostet dies in Zukunft aber weniger als hundert Euro, was es wert erscheint, um Krankheiten vielleicht zu verhindern, indem man „klüger“ isst.

Kritisch ist zu bemerken, dass es hier wahrscheinlich keine Wunder geben wird. Eine ausgewogene Kost, reich an Fasern und Antioxidantien ist immer gut, hierfür braucht es keine künstliche Intelligenz 😉.

 

Quellen:

Berry S. et al. Human postprandial responses to food and potential for precision nutrition. Nature Medicine 2020.

Ömer E. et al. Diet can exert both analgesic and pronociceptive effects in acute and chronic pain models: a systematic review of preclinical studies. Nutr Neurosci 2021.