Einleitung

Die demographische Veränderung unserer Gesellschaft zeigt eine zunehmende Alterung der Bevölkerung. Dies bedeutet auch, dass immer mehr Menschen temporär oder dauerhaft auf Gehhilfen angewiesen sind. Bei leichteren Behinderungen durch Arthrose oder Rückenleiden werden in erster Linie Gehstöcke zur Entlastung und Stabilisierung eingesetzt. Eine erst kürzlich durchgeführte Studie aus Brasilien hat gezeigt, dass Gehstöcke bei Arthrose Schmerzen lindern und somit möglicherweise Medikamente reduzieren können. Bei zunehmender Beeinträchtigung benutzen Betroffene eher Krücken und besonders bei Rückenleiden und Problemen mit dem Gleichgewichtssinn sind Menschen immer häufiger auf Rollatoren angewiesen. Rollatoren sind auch für Menschen mit engem Spinalkanal geeignet, da durch das nach vorne Beugen der Wirbelkanal mehr Platz für die Nerven bietet.

Auftretende Probleme bei der Benutzung von Gehhilfen

Gehstöcke sind leicht, handlich und werden deshalb auch sehr häufig eingesetzt. Im Vergleich zu Krücken oder Rollatoren wirken sie zudem am wenigsten stigmatisierend. Die Nachteile der Gehstöcke liegen auf der Hand: Durch die fehlende Fixierung des Handgelenks sind sie relativ instabil. Je mehr Gewicht auf die Gehhilfe übertragen wird, desto einfacher kann man im Handgelenk abknicken oder der Stock am Boden abrutschen.  Bei Krücken wird das Handgelenk durch die Unterarmschale abgestützt und somit stabilisiert. Ungefähr zwei Drittel der wirkenden Kraft wird über die Handflächen übertragen und ein Drittel über die Unterarme. Während die Handflächen durch eine robuste Bindegewebsplatte und durch Hornhaut geschützt werden, fehlt dem Unterarm dieser wichtige Weichteilschutz. Die Kraft wird quasi direkt auf die schmerzempfindliche Knochenhaut der Elle übertragen und die Nervenbündel sind ungeschützt dem Druck der Unterarmschale ausgesetzt. Bei Menschen mit Osteoporose wurden sogar Knochenbrüche der Elle beschrieben und Nervenschäden an den Unterarmen sind keine Seltenheit.

Sowohl für Krücken als auch Gehstöcke gilt, dass die Entlastung der unteren Extremität zur Mehrbelastung der oberen Extremität führt. Dies betrifft das Handgelenk, den Ellenbogen aber auch die Schulter. Gerade bei vorbestehenden Abnutzungen der Schulter kommt es deshalb bei Nutzern von Gehstöcken oder Krücken oft zu Schulterproblemen.

Komplikationen bei Rollatoren sind aufgrund der höheren Stabilität eher selten und können z.B. durch Wegrollen des Gefährtes beim Überwinden von Hindernissen wie Gehsteigen auftreten. Seit kurzem sind auch elektrische Rollatoren am Markt erhältlich, die in Bereich von zu überwindenden Steigungen und Gefälle einen großen Fortschritt für die Mobilität darstellen. Die Sicherheit dieser Geräte wird sich aber erst im Laufe der Zeit abschätzen lassen.

Zusammenfasung

Gehhilfen in Form von Gehstöcken, Krücken und Rollatoren helfen sehr vielen Menschen in ihrem Alltag um mobil zu bleiben und sich selbst zu versorgen. Komplikationen durch die Benutzung von Unterarm-Gehhilfen sind leider häufig, können aber größtenteils durch gezielt angebrachte, anatomische Polsterungen welche auftretende Scherkräfte reduzieren und die einwirkenden Kräfte großflächiger verteilen vermieden werden. Die Kenntnisse von Krankheit, Biomechanik und Technik hilft dabei Gehhilfen individuell anzupassen und die Lebensqualität der Patienten zu erhöhen.