Rückenschmerzen sind sehr häufig. Über 90% aller Menschen, also fast jeder, leidet im Laufe seines Lebens irgendwann an Rückenschmerzen. An chronischen Rückenschmerzen leiden mehr ältere Menschen, es betrifft aber nicht selten auch Menschen zwischen 20 und 30 Jahren. Leider findet man nicht immer den genauen Grund für Rückenschmerzen heraus. Der Grund hierfür ist die komplexe Anatomie der Wirbelsäule. Sie ist ein wahres Wunder, und erlaubt uns zu laufen und Sport zu machen. Die Wirbelsäule ist extrem beweglich, vor allem die Lenden- und Halswirbelsäule und sie schützt gleichzeitig unser Rückenmark bei Stürzen oder Unfällen. Damit sie beim aufrechten Gang stabil bleibt, wird sie von Sehnen und Muskeln stabilisiert.  Das ist mit einem Schiffsmast vergleichbar, der von mehreren Seiten aus verschnürt ist. Genauso ist für die Wirbelsäule auch die Gegenseite, also die Bauchmuskulatur für die Stabilisierung sehr wichtig. 

  • Ist die Bauchmuskulatur zu schwach (z.B. durch vieles Sitzen), kommt es zu einer Überlastung der Rückenmuskulatur und dadurch zu Verspannungen und Schmerzen. Eine zusätzliche Fehlhaltung oder Skoliose verstärken diesen Effekt. Dies lässt sich durch Physiotherapie, Bewegung und Selbstübungen verbessern. Auch der Arbeitsplatz sollte ergonomisch optimiert werden. 

Als weiteren wichtigen Punkt muss man verstehen, dass die Wirbelsäule Probleme die weiter unten liegen, also in den Beinen und Füßen, immer kompensieren muss. Dies gilt auch für die Halswirbelsäule, die wiederum Probleme der Lendenwirbelsäule ausgleichen muss. Das heißt, Probleme immer auch weiter unten suchen!

  • Eine Fußfehlstellung, z.B. ein Knick-Senkfuß oder eine Kniearthrose können mittel- und langfristig zu Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule führen.  Fußfehlstellungen können mit Schuheinlagen korrigiert werden. Die Knie- oder Hüftarthrose muss orthopädisch abgeklärt und im Anfangsstadium auf jeden Fall physiotherapeutisch behandelt werden.

Die enge anatomische Anordnung der Wirbelsäule von Knochen, Bandscheiben, Gelenken und vor allem Nerven am Rücken ist problematisch. Kommt es zur Vorwölbung oder gar einem Vorfall der Bandscheibe, oder einer alterungsbedingten Vergrößerung der kleinen Wirbelgelenke, können Nervenwurzeln eingeklemmt werden, was sehr schmerzhaft ist. 

  • Die Arthrose der kleinen Zwischenwirbelgelenke ist häufig und kann zu einer Kompression von Nervenwurzeln bzw. dem Spinalkanal führen. Das bringt eine Ausstrahlung in ein oder beide mit sich, vor allem beim Laufen (Spinalkanalstenose). Ein MRT bringt hier Aufschluss darüber wie stark der Kanal verengt ist. Dies sollte mit dem Orthopäden besprochen werden. 

Die Bandscheibe enthält viel Flüssigkeit und ist im Prinzip “höhenverstellbar”. Abends ist weniger Wasser in den Bandscheiben und sie verliert an Hohe, bzw. der Körper an Körpergröße. Nachts füllt sich die Bandscheibe wieder mit Wasser und sie ist wieder belastbar.

  • Fehlt der Bandscheibe Wasser, bereitet dies Schmerzen im Bereich der Wirbelkörper und der dahinterliegenden Zwischenwirbelgelenken. Man kann sich das wie ein Wasserbett vorstellen, das ohne Wasser ziemlich ungemütlich ist. Physiotherapie im Wasser ist hier hilfreich, denn hier ist der Körper etwas “schwereloser” was der Bandscheibe guttut. 

Ein gesunder Körper braucht einen guten Schlaf. Die Wirbelsäule braucht den Schlaf aus verschiedenen Gründen, auch um sich mit Wasser zu füllen oder die Muskeln zu entspannen.

  • Schlafprobleme sind mit Rückenschmerzen verbunden, die sich nicht vom aufrechten Gang tagsüber erholen kann. Dies liegt manchmal an der falschen Matratze, oft aber auch an Stress und Verspannungen. Dies ergibt einen Teufelskreis mit Schmerzen, Schlafproblemen, Unkonzentriertheit, Medikamenteneinnahme und noch mehr Schmerzen. 

Gerade chronischen Rückenschmerzen sind deshalb oft mit Stress-Symptomen assoziiert und werden durch Probleme bei der Arbeit oder zu Hause noch verstärkt. Hier gilt es, diese Stressoren unbedingt zu eliminieren, z.B. durch Entspannungsübungen, Gespräche oder manchmal auch einer Psychotherapie.