Von allen Transportmitteln bringt vermutlich das Auto  Menschen mit Behinderung die größte Freiheit und Flexibilität. Immer mehr Autohersteller sehen sich nicht mehr alleine als Autobauer, sondern als Dienstleister für Mobilität. Ältere Menschen und Menschen mit Behinderung zählen als relevante Kundengruppe, für die man Lösungen suchen möchte: VW etwa verkauft Jahr für Jahr 25.000 Autos alleine an Menschen mit Behinderung. Und Toyota entwickelt inzwischen nicht mehr ausschließlich Autos, sondern auch E-Scooter und E-Rollstuhlsysteme. Die meisten Autoanbieter gewähren Menschen mit Behinderung auch Herstellerrabatte – und darüber hinaus sind unter bestimmten Voraussetzungen staatliche Zuschüsse bis zu einer Höhe von 9500 Euro möglich. 

Spezialanfertigungen

Für Rollstuhlfahrende gibt es ausgefeilte Konzepte zum Ein- und Ausstieg sowie zum Verstauen des Rollstuhls. Doch auch bei Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen, die keinen Rollstuhl nutzen, können die Einschränkungen weitreichend sein. So kann bei Patienten mit Rückenproblemen, Hüft- oder Kniearthrose besonders das Einsteigen beschwerlich sein. Für diese Menschen wurden Ein- und Ausstiegshilfen entwickelt: Sitze, die sich drehen und aus der Türe schwenken, erleichtern jeden Tag die Nutzung des Autos. Bei Fußproblemen wie Arthrose, bei Gefühlsstörungen wie etwa diabetesbedingten Neuropathien oder bei Beinschwäche durch Bandscheibenvorfälle sind Handsteuergeräte besonders hilfreich. Wenn die Steuerung am Lenkrad durch Arthrose oder Rheuma an Händen, Ellenbogen oder Schulter erschwert ist, sind spezielle ergonomische Umbauten oder Pedalanpassungen möglich, und auch Fernsteuerungen und orthopädische Sitze sind erhältlich.

 

Software und Fahrsicherheit

Die digitale Transformation hat auch die Autofirmen erreicht: Autofahren wird zur “user experience”. Gerade Menschen mit Handicap bietet die digitale Fahrunterstützung viele Vorteile:  Spurhaltesysteme, Abstandshalter, Geschwindigkeitskontrollen und andere Features, die die Sicherheit erhöhen, sind serienmäßig erhältlich. Sämtliche Funktionen sind per Sprachauswahl steuerbar, virtuelle Realität hilft dabei, das Ziel sicher zu erreichen. Assistiertes Fahren kann sowohl Menschen mit Gehbehinderung als potenziell auch Menschen mit Herz-, Nerven oder Stoffwechselleiden ausgezeichnet unterstützen. Ebenfalls in Entwicklung ist das autonome Fahren, um Unfälle zu verhindern: Wenn sich die Person hinter dem Steuer nicht gut fühlt, kann das Auto eingreifen und die Fahrsicherheit gewährleisten. Weltweit geht man von einem einem möglichen Einsparpotenzial von bis zu 1,3 Milliarden Dollar durch die Verhinderung von Unfällen angenommen. Durch digitale Fahrhilfen können weitere 19 Milliarden Dollar an Gesundheitskosten eingespart werden. So verschmelzen auf lange Sicht Fahrkomfort und Sicherheit für Menschen mit Behinderung.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass immer mehr technische Möglichkeiten Menschen mit Handicap das Autofahren erleichtern und größere Autonomie ermöglichen. Die digitale Fahrassistenz trägt dabei grundlegend zum Fahrkomfort bei.  

Weitere Informationen, etwa zum Thema finanzieller Unterstützung für behindertengerechte Autos, gibt es beim Bund behinderter Auto-Besitzer e. V. (BbAB). 

Bildquelle: Tourning Autoseats by Bruno