Einfach ist sie nicht, die Behandlung der Volkserkrankung Arthrose – es gibt schließlich die verschiedensten Typen und Ursachen. Anstatt jedoch einfach auf eine Prothese zu warten, lohnt es sich häufig, den Verlauf der Krankheit zu verzögern. Und manchmal lässt sich die Arthrose sogar heilen! Hier einige Tipps zum Thema.

Um Arthrose elegant zu behandeln, muss man die Ursachen für die Krankheit kennen. Es handelt sich bei der Arthrose im Grunde um die Abnutzung von Gelenkknorpel, was zur schmerzhaften Reibung von Knochen auf Knochen führt. Damit einher gehen Entzündungen mit Schwellung und Rötung des Gelenks – eine besonders schmerzhafte Begleiterscheinung. Wohlgemerkt: Dies ist die letzte Phase der Arthrose. Der Beginn der Krankheit kann ganz unterschiedlich daherkommen und Knorpel, Knochen, Meniskus oder Gelenkhaut betreffen.

Nicht immer stammen bei der Arthrose die Schmerzen wirklich aus dem Gelenk. In etwa 10% aller Fälle sind Reizungen von Schleimbeuteln, Sehnen oder Bändern die Ursache der Schmerzen – und nicht die Arthrose (selbst wenn auf dem Röntgenbild Arthrosezeichen erkennbar sind). Diese sogenannten “extra-artikulären” Schmerzen zu erkennen und gezielt lokal mit anti-entzündlichen Gels und Sprays oder auch mit Physiotherapie und physikalischer Therapie wie etwa Ultraschall zu behandeln, wäre der erste Schritt einer smarten Arthrosebehandlung.

Ein zweiter Tipp zielt auf  die gelenksspezifische Behandlung. Schließlich sind es meist die gewichtstragenden Gelenke (Knie, Hüfte, Rücken) oder auch die mechanisch sehr beanspruchten Gelenke (Daumengrundgelenk, Schulter), die von Arthrose betroffen sind.

Bei der Knie- und Hüftarthrose sind biomechanische Faktoren besonders wichtig: abnormale Kräfte, die auf das Gelenk wirken. Durch Übergewicht oder auch Fehlstellungen wie starke X- oder O-Beine sind die Kräfte nicht mehr richtig verteilt, der Knorpel nutzt sich schneller ab. So lautet der dritte Tipp, biomechanische Fehlstellungen zu identifizieren. Die Behandlung erfolgt dann mit Hilfe von Physiotherapie, Einlagen oder Orthesen. In seltenen Fällen kann auch operiert werden, um die Abnutzung des Knorpels zu verhindern.

Auch ein Knochenbruch, der das Gelenk betrifft – etwa beim Skifahren -, ändert die Biomechanik und ist noch Jahre später ein Risikofaktor für die Entwicklung einer Arthrose. Ein weiterer Faktor ist die Gelenkinstabilität: Normalerweise halten Bänder die Gelenke in ihrer Spur. Wenn sie anlagebedingt oder nach einem Bänderriss locker sind, kann es ebenfalls zur Arthrose kommen. Die Muskeln spielen bei der Gelenkstabilität ebenfalls eine große Rolle. Merke: Ein Gelenk ist nur so stabil wie die Muskeln und Bänder drumherum. So lautet der vierte Tipp: Gezielt für die muskuläre Stärkung des Gelenks sorgen! Stabiles Schuhwerk unterstützt den Fuß, im Knie kann durch Bandagen und Orthesen gestützt werden.

Die Wissenschaft hat inzwischen sehr genau erkannt, dass bei der Arthrose nicht nur der Knorpel eine wichtige Rolle spielt, sondern es sich vielmehr um eine Erkrankung des ganzen Gelenks handelt. So spielt im Bein beispielsweise der Meniskus als Stoßdämpfer eine entscheidende Rolle. Ist er verletzt oder wird er bei einer Kniespiegelung herausgenommen, ist das ein Risikofaktor für eine Arthrose. Und auch bei der Gelenkinnenhaut besteht ein gewisses Risikopotenzial. Diese Innenhaut, auch Synovia genannt, produziert und filtert die Gelenkflüssigkeit. Ähnlich wie beim klassischen Rheuma kann sich auch diese Haut entzünden, wodurch es zur vermehrten Produktion von Flüssigkeit und schließlich zum Anschwellen des Gelenks kommt. Der fünfte Tipp ist daher, bei einer Kniearthrose ein MRT durchzuführen, um nach Rissen im Meniskus zu suchen. Sind sie vorhanden und ist zusätzlich der darunterliegende Knochen geschwollen (“Knochenmarksödem”), liegt meist ein biomechanisches Problem vor, das mechanisch behoben werden muss. Sieht man auf dem Röntgenbild oder in der Computertomographie hingegen Verkalkungen im Meniskus, können dies die Auswirkungen einer früheren Meniskusschädigung sein, die in einer Arthrose gipfeln kann. Deshalb lautet der sechste Tipp, solche Verkalkungen (die übrigens nicht nur im Knie auftauchen, sondern auch alle anderen Gelenke betreffen können) zu erkennen und ihre metabolischen Ursachen – wie etwa Eisenüberschuss oder Magnesiummangel – durch die Ernährung gezielt zu verbessern.

Alle Versuche, den Knorpelabbau medikamentös zu hemmen, etwa durch die Gabe von Chondroitinsulfat, haben bislang nur sehr geringe Wirkung gezeigt. Ganz wichtig: Bei Arthrosemedikamenten muss zwischen der reinen Schmerztherapie und einer krankheitsmodifizierenden Wirkung unterschieden werden.

Die Schmerzbehandlung ist relativ einfach, antientzündliche Medikamente wie Ibuprofen wirken meist besser als Paracetamol. Jedoch sind auch diese „einfachen“ Schmerzmittel mit Nebenwirkungen verbunden; sie können Magenprobleme, Nierenschäden und und anderes hervorrufen.

Gelenkinjektionen enthalten meist Kortison, Lokalanästhetika oder Hyaluronsäure. Bei einer Gelenkschwellung und akuten starken Schmerzen sind Kortisonspritzen wirkungsvoll, sie sollten wegen der langfristigen Nebenwirkungen höchstens zwei- bis dreimal pro Jahr gegeben werden. Die Hyaluronsäure zeigt in manchen Fällen positive Wirkung, vermutlich eher aufgrund ihrer antientzündlichen Wirkung als durch ihre Funktion als Gelenkschmiere.

Ein interessantes neues Konzept zur Behandlung von Arthrose sind Osteoporosemedikamente. Zwar hat Arthrose auf den ersten Blick nichts mit Osteoporose zu tun, jedoch wird in einer sehr frühen Phase der Arthrose ein Knochenabbau beobachtet. Setzt man Osteoporosemedikamente gezielt und früh genug ein, könnte es möglich sein, dass sich die Arthrose erst gar nicht entwickelt: Erste Studien aus Australien zeigen etwa bei der Fingergelenksarthrose gute Wirkungen. So lautet der siebte Tipp, die Struktur und -Qualität der Knochen mit in die Arthrosebehandlung einzubeziehen. Auch wenn es keinen direkten linearen Zusammenhang zwischen Osteoporose und Arthrose gibt, ermöglicht ein osteoporotischer Knochen in einzelnen Gelenken wie Fingern arthrotische Knochenauftreibungen oder sogenannte Osteophyten. Ein zu hoher Cholsterolspiegel im Blut scheint diesen Prozess übrigens noch zu unterstützen.

Der achte und insgesamt allgemeinste Tipp ist daher die richtige Ernährung – bei bestimmten Formen der Arthrose spielt sie zweifellos eine wichtige Rolle. So führen schlechte Ernährung, verbunden mit Übergewicht, nicht nur zu lokaler Überlastung, sondern auch zu einer systemischen Entzündungsreaktion. Faserreiche Ernährung scheint diesem Prozess entgegenzuwirken und hat sich als wirksam im Kampf gegen die Arthrose gezeigt. So sollten Kohlenhydrate und zuviel Gluten, wenn möglich, reduziert werden. Zusätzlich helfen Antioxidantien wie Beeren und Nüsse sowie Omega-3 Fettsäuren sehr wahrscheinlich dabei, die Gelenkhomöostase zu verbessern und die Arthrose zu lindern.

Fazit: Arthrose elegant zu behandeln, heißt nicht, auf die Prothese zu warten, sondern früh und aktiv entgegenzuwirken. Dies kann durch biomechanische Korrekturen geschehen, durch einen gesunden Lebensstil, gegebenenfalls auch durch Medikamente und Operationen. Um einen möglichst großen Effekt bei möglichst geringen Nebenwirkungen zu erhalten, sollte die Therapie individuell angepasst werden.